«Eine Dragqueen würde ich gerne einmal spielen»

Der Schweizer Shooting-Star Max Hubacher zur Liebeskomödie «Sachertorte», die am 18. November auf Amazon Prime läuft.

Mit «Der Verdingbub» gelang Max Hubacher vor elf Jahren der Durchbruch. Es folgten Auftritte im Schweizer «Tatort: Schmutziger Donnerstag» sowie eine Nebenrolle im Drama «Nachtzug nach Lissabon». Die Hauptrolle des Willi Herold übernahm der Berner in «Der Hauptmann». Vor vier Jahren schliesslich folgte der vielumjubelte Auftritt als schwuler Fussballer in «Mario» von Marcel Gisler. Nun ist der 29-Jährige in der Liebeskomödie «Sachertorte» von Amazon Prime zu erleben. Die Weltpremiere fand beim Zurich Film Festival statt. Dort traf DISPLAY auf den Shooting Star mit WG-Zimmer.
 
Interview Dieter Osswald
 
DISPLAY: Max Hubacher, im Film müssen Sie fast ein Dutzend Sachertorten essen. Ist Ihnen der Appetit mittlerweile vergangen?

Max Hubacher: Wie viele Stück Torte es tatsächlich waren, kann ich gar nicht sagen. Am Anfang wollte ich mitzählen, damit ich eine genaue Sacher-Statistik habe, aber irgendwann gab ich das Zählen auf. Das ist eine stabile Torte, deswegen habe ich immer nur ein kleines Stück gegessen. Damit wir keine Lebensmittel verschwenden, hat mir das Team geholfen, die verbliebenen Reste aufzuessen. Die Torte kam jedenfalls immer vollständig weg! (lacht)

Was hat Sie ausser der Verpflegung an diesem Projekt gereizt?
Das Besondere für mich war, dass ich so ein Format bislang noch nicht gemacht hatte. Es war mein erstes Mal mit einer romantischen Komödie. Dabei hatte ich auf der Schauspielschule noch gesagt, dass ich in so einem Genre nie spiele möchte. Aber sag niemals nie! Zumal ich gerade einige Filme hinter mir hatte, die emotional extrem intensiv waren. Da kam mir dieses Buch mit seiner großen Leichtigkeit gerade recht.

Ist Leichtigkeit leichter zu spielen als intensive Rollen?
Zum Spielen ist Leichtigkeit schwerer als ernste Stoffe. Zumal, wenn man so eine Rolle zum ersten Mal übernimmt. So aufgeregt wie vor der «Sachertorte» war ich jedenfalls noch nie vor einem Film. Wenn man als Frauenmörder auftritt, hat man etwas Konkretes zum spielen. Bei dieser Komödie musste ich mir das viel mehr bauen und sehr viel von mir nehmen. Aber gerade das Unbekannte hat für mich einen ganz besonderen Reiz.
 
Es gibt Ähnlichkeiten zur Kult-Lovestory «Before Sunrise» mit Ethan Hawke und Julie Delpy, die ja gleichermassen in Wien spielt. Welche Rolle spielt dieses Vorbild?
Wie meiner Figur Karl im Film hat auch mir selbst «Before Sunrise» total gut gefallen. Nicht umsonst wird er in den Dialogen mehrfach zitiert. Ursprünglich war angedacht, auch Szenen daraus zu übernehmen. Aber das wurde fallengelassen, schliesslich sollte «Sachertorte» eine eigenständige Komödie werden und keine blosse Kopie.
 
Wie haben Sie Wien als Drehort erlebt?
Wien war für mich eine wunderbare Erfahrung. Die Stadt ist sehr schön. Und man kann hier interessante Menschen treffen.
 
«Bruno Ganz ist für mich der grösste Schauspieler in diesem Land. Sich mit ihm zu vergleichen, würde ich niemals wagen»

Wie viel Max steckt im Karl? Wie viel Karl im Max?
Ich glaube, ich bin nicht so ein Romantiker wie der Karl. Seine Entschlossenheit, diese unbekannte Frau wiederzufinden, finde ich extrem stark, das kann ich gut verstehen. Diese Verbissenheit ist mir allerdings fremd. Ich hätte schon früher erkannt, wen ich eigentlich liebe. Ich bin offener und spontaner als der Karl.

Manchen gelten Sie als Nachfolger von Bruno Ganz. Was halten Sie von diesem Etikett?
Das wären die krassesten Fussstapfen, in die man als Schweizer Schauspieler treten kann. Bruno Ganz ist für mich der grösste Schauspieler in diesem Land. Sich mit ihm zu vergleichen, würde ich niemals wagen.

Welches ist für Sie die wichtigste Qualität in Ihrem Beruf?
Der Beruf sollte nicht Therapie werden. Persönliche Probleme sollte man nicht mit der Schauspielerei lösen wollen.

Sie haben schon gemeinsam mit Til Schweiger gedreht. Sprachen Sie über Ruhm und Selfie-Anfragen?
Til war ausgesprochen nett zu mir. Aber ich wollte nicht der tausendste sein, der ihn nach Ruhm ausfragt. Selfie-Anfragen sehe ich mittlerweile als Kompliment. Wobei sich das in Grenzen hält: Viele Leute denken, sie kennen mich von irgendwoher, aber sie können es nicht zuordnen. (lacht). Als meine Karriere mit 18 Jahren begann, hat mir das viel Stress gemacht. Ich fühlte mich wahnsinnig überfordert und beobachtet. Zumal ich das Gefühl hatte, allein den ganzen Ruhm für «Der Verdingbub» einzuheimsen. Das fand ich nicht fair gegenüber den Kollegen und dem Team.
 
Für die Titelrolle des schwulen Fussballers in «Mario» gab es vor vier Jahren viel Applaus. Bekommen Sie heute noch Reaktionen darauf?
Ich bin eher ein Social Media-Muffel. Aber vor zwei Jahren habe ich meine Sturheit dann doch aufgegeben und einen Instagram-Account eingerichtet, den ich auch selbst betreue. Dort bekomme ich immer wieder Reaktionen auf «Mario», die zum Teil schon sehr berührend sind. Leute schreiben, wie sehr ihnen dieser Film geholfen habe. Oder dass sie sich danach weniger alleine fühlten. Da denkt man sich dann schon: Wie geil! Genau deswegen mache ich Filme!
 
Wie macht man von der Schweiz aus eine Karriere im Film?
Ich lebe zur einen Hälfte in Bern, zur anderen Hälfte in Berlin. In beiden Städten habe ich ein WG-Zimmer. Aktuell bin ich sehr viel unterwegs, was mir gut gefällt. Aber die Frage ist, ob mir zwei Standorte auf Dauer nicht zu viel sind und es nicht besser ist, nur eine Welt zu haben anstatt zwei.

Was vermisst der Schweizer in Berlin?
Die Ruhe! Die meisten Leute in Berlin kenne ich aus dem beruflichen Umfeld. In Bern hingegen hat von meinen Leuten keiner etwas mit Film am Hut – das gefällt mir ausgesprochen gut! Dort kann ich den Beruf voll und ganz vergessen.

Welche Rolle würden Sie gerne einmal spielen?
Einen Boxer würde ich sehr gern spielen! Von der Körperlichkeit fände ich das sehr interessant, zumal ich Sportfilme gerne mag. Eine Dragqueen fände ich ebenfalls ausgesprochen spannend, da gibt es nochmals eine ganz andere Körperlichkeit. Zudem kann man die Figur zeigen, wenn sie kein Kostüm mehr trägt. Zwei Typen in einer Rolle zu zeigen, finde ich sehr faszinierend.

Die Sachertorte gibt’s ab 18. November auf Amazon Prime.

Trailer: