DON GIOVANNIS NEBENBUHLER: MAURO PETER

Er ist die braungelockte Version des umschwärmten Beauty-Tenors Jonas Kaufmann: Mauro Peter, Rising Star der Opernszene.

DISPLAY-Leser kennen den jungen Schweizer Tenor bereits. Im Moment brilliert er in Mozarts «Don Giovanni» im Opernhaus Zürich. DISPLAY traf den sympathischen Sänger in einer Probenpause und sprach mit ihm über seine Rolle als Counterpart des Macho-Womanizers Don Giovanni, über «mille tre»-Liebesaffären und seine Aussichten als Star.

DISPLAY: Mauro, warum singst du nicht den Don Giovanni, die Titelfigur?
Mauro Peter:
(lacht) Weil ich ein Tenor bin und kein Bariton wie der «Held» der Mozart-Oper.

Ich fragte nur so naiv, weil die Titelfigur und die Lover in Opern oft in der Tenorlage singen.
Das ist nicht immer so. Aber wir Tenöre können uns nicht beklagen über attraktive Partien. Doch der Don Giovanni ist sicher eine Superrolle.

Du singst den Don Ottavio, den etwas braven Counterpart des Macho-Lovers Don Giovanni. Was reizt dich an dieser Rolle?
Ich finde die Figur spannend. Viele sagen, Ottavio sei eine schwache Figur, habe keinen Charakter und kommentiere nur, statt zu handeln. Ich finde es herausfordernd, diese subtile Rolle zu gestalten. Klar, der Don Giovanni ist ein Draufgänger, ein Womanizer, der nimmt sich alles, was er will: die Frauen, das Leben – alles. Der Don Ottavio dagegen handelt mehr überlegt, diskret. Er weiss zwar, dass er seine Geliebte, die Donna Anna, und vor allem den Mord an ihrem Vater, rächen muss, und er schwört das auch. Aber dann kommen die Zweifel.

Was für Zweifel?
Er sagt sich: der Don Giovanni ist doch ein Edelmann wie er selber, der könne doch nicht einfach so ein Mörder sein. Statt mit der Pistole loszuschiessen, will er sich die Rache nochmals überlegen.

Auch am Ende der Oper muss er den Schwanz einziehen.
Ja, das stimmt. Am Ende sagt er zu Anna, `jetzt ist ja der Don Giovanni tot, jetzt könnten wir doch ein Liebespaar werden.` Da entgegnet sie ihm cool, sie brauche ein Jahr Bedenkzeit… Ja, das ist sicher frustrierend. Ich selber wäre nicht der Typ, der in der Liebe ein Jahr warten könnte – nur so als gute Freunde leben, nein! Aber natürlich ist mir der Don Giovanni zu sehr ein Draufgänger – er hatte ja Liebschaften en masse – ganze «mille tre», also tausend und noch drei dazu – alleine in Italien! – wie sein Diener Leporello in der berühmten Registerarie aufzählt…

Und bei dir als bekanntem Sänger, wie hoch wäre da die Zahl der Liebschaften?
Da schweigt des Sängers Höflichkeit…

Bist du als Don Ottavio neidisch auf deinen Nebenbuhler?
Nein, keineswegs.

Aber er ist es ja, der dem Ottavio die Show stiehlt…
Okay, Don Giovanni steht im Rampenlicht. Aber ich selber habe eine tolle Rolle, zwei wunderschöne Arien, ein Duett und diverse Ensemble-Auftritte. Da kann ich viele Facetten meiner Stimme zeigen.

Ist das dein erster Don Ottavio?
Nein, ich habe ihn schon mal mit dem berühmten Nikolaus Harnoncourt in Wien gesungen.

Bravo, gratuliere,
danke, aber das war allerdings keine szenische Aufführung. So ist es in dieser Rolle mein erster richtiger Opernauftritt – in einer spektakulären Inszenierung: mit Feuer, mit Pistolen, mit viel Blut… Sehr aufregend!

«Mauro, du bist doch ein Star!»

Mauro, es gibt Leute die sagen, du seist ein Star, du spielst das immer herunter – auch schon im DISPLAY. Aber du hast glanzvolle Auftritte: An der Scala in Milano, brillierst in Gastspielen an renommierten Häusern in München, Paris, Salzburg…
Ja, sicher, meine Karriere läuft gut, ich bin zufrieden mit der Entwicklung und dem Tempo. Ich bin in der Opernszene bekannt, aber ein Star…

Was wäre denn ein Star, zum Beispiel Jonas Kaufmann?
Ja, dieser Tenor bewegt sich in luftigen Höhen. Oder zum Beispiel auch ein Juan Diego Floréz, der übrigens gerade in Zürich singt. Ein Star misst sich an der Qualität seines Gesangs, an den Auftritten in grossen Häusern, der Medienpräsenz, dem Charisma…

Davon hast du ja auch eine Portion abbekommen.
Danke, aber ich glaube, das alle wirklichen Stars, wie eben Jonas Kaufmann, die Netrebko oder die Bartoli enorm professionelle Leute sind, die hart arbeiten und nicht den Star in den Vordergrund stellen, sondern der Kunst, der Musik, dienen.

Das tust du ja auch, nächstens in einer Haydn-Oper hier in Zürich, später an den glanzvollen Salzburger Festspielen. Toi toi toi!

 

Don Giovanni.
Opernhaus Zürich.
Wiederaufnahme, ab 11. März.
www.opernhaus.ch