Die Spocks – das Schauspiel-Paar Erich Vock und Hubert Spiess – teilen seit drei Jahrzehnten Bühne und Bett. Zurzeit sind sie im Zürcher Bernhard-Theater zu sehen mit: Ein Käfig voller Narren. Ist es närrisch, Privat- und Berufsleben zu vereinen? Ein goldener Käfig, aus dem Erich und Hubert hie und da ausbrechen?
Text Marcel Friedli-Schwarz | Bilder Pat Wettstein
Am Theater haben sie sich kennengelernt. Sie wurden Freunde – und bald ein Liebespaar: die Schauspieler Erich Vock (61) und Hubert Spiess (59).
Drei Mal haben sie geheiratet: sich 2003 im Kanton Zürich verpartnert, vier Jahre später national – und letzten Sommer haben sie geheiratet, aber richtig richtig: in crèmefarbigen Anzügen auf dem Zürcher Standesamt. Und ihre Ehe mit einem Fest im Tirol gefeiert, wo Hubert aufgewachsen ist und wo sich die beiden eine alte Bäckerei mit viel Geschmack und Charme gemütlich hergerichtet haben.
Doch nicht nur die Liebessterne lächeln seit drei Jahrzehnten fast immer, auch die beruflichen: Erich und Hubert wirken als Regisseure und Produzenten und stehen regelmässig zusammen auf der Bühne: ab 18. Januar mit Ein Käfig voller Narren im Zürcher Bernhard-Theater.
Gern gesehen sind Erich Vock und Hubert Spiess nicht nur auf der Bühne, sondern auch bei People-Formaten von Illustrierten und Fernsehen. Dabei treten sie jeweils zusammen als Traumpaar auf.
Ein Käfig voller Narren
Ein Käfig voller Narren ist Kultkomödie und Liebesgeschichte in einem. Autor Jean Poiret nimmt gesellschaftliche Konventionen auf die Schippe und erzählt die berührende Lovestory des Nachtclubbesitzers Georges und seiner grossen Liebe Albin, bekannt als Travestiestar Zaza. Eine zeitlose Geschichte über Familie, bedingungslose Liebe und Zivilcourage.
Diese Komödie, bei der Erich Vock alias Albin und Hubert Spiess alias Georges in Aktion sind sowie bekannte Schauspieler wie Philippe Roussel, Adrian Burri, Vincenzo Biagi oder Christian Menzi, läuft ab 18. Januar im Bernhard-Theater in Zürich. Dernière ist am 28. April.
▶ Mehr zum Stück: Ein Käfig voller Narren
Tickets: Bernhard Theater Zürich Telefon 0041 44 268 66 99
Hubert und Erich im Juli 2023, frisch verheiratet.
DISPLAY befragt die beiden, die so symbiotisch wirken, getrennt. Und stellt brisante Fragen wie: Wann geht ihr euch auf die Nerven? Ist euch das zu eng: am Tag die eigene Firma gemeinsam führen und in der Nacht dasselbe Bett teilen? Steht ihr in Konkurrenz zueinander: Wer kriegt mehr Applaus? Und gelingt es, den hohen Anspruch umzusetzen, stets ehrlich zueinander zu sein?
Erich Vock tritt als erster auf die Bühne und lässt uns in sein Beziehungsleben blicken:
«Ich halte den Kopf hin»
«Auch wenn ich den Alltag und das berufliche Leben mit Hubert teile: Ich habe nie das Bedürfnis, Lücken zu suchen, um alleine zu sein. Das ergibt sich von selbst. Für mich ist es eine glückliche Fügung des Schicksals, dass wir privat ein Paar sind und beruflich so intensiv zusammenarbeiten. Als Personen sind wir verschieden, wir ticken jedoch ähnlich.
Natürlich kommt es auch mal zu Konflikten. Ich mag es ordentlich, und er ist eher chaotisch. Dann kommt es zu einem Strohfeuer; wir können beide laut werden. Das ist schnell vorbei und vergessen. Auch darum sind wir nach dreissig Jahren noch immer zusammen.
Das könnte auch anders sein. Wenn man bedenkt, dass wir in demselben Beruf arbeiten und der Applaus unser Lohn ist, könnte auch Konkurrenzdenken aufkommen. Doch auch wenn ich das Aromat unserer Firma bin und man vor allem mich kennt: Beide sind wir Teil unseres Unternehmens und fällen die Entscheidungen gemeinsam. Wobei ich den Kopf hinhalte, wenn das nötig ist.
Zentral finde ich, dass es mich immer interessiert, wie es ihm geht, was er denkt und wir so stets aneinander interessiert sind. Manchmal nervt es mich, dass er eher abwartet und gemächlich unterwegs ist. Dass Hubert so geerdet ist, hilft mir indes, selber runterzukommen. Und erinnert mich daran, dass ein Geschehnis nicht jene Bedeutung hat, die ich ihm im ersten Impuls beimesse.
Ehrlichkeit ist für mich die Basis unserer Beziehung. Immer ehrlich zu sein, ja, das ist ein hoher Anspruch. Aber ich schätze es, dass wir beide direkt sind – und dass er mir den Spiegel hinhält. Zum Beispiel, wenn ich mal wieder übertrieben fadengerade war.»
«Ich weiss, was ich kann»
Nun schiebt Hubert Spiess den Vorhang zur Seite und tritt ins Rampenlicht. Über die Beziehung zu seinem Mann Erich sagt er: «Das mag jetzt zwar etwas gar romantisch klingen – aber es ist so: Ich habe nicht den Wunsch, hie und da aus der Nähe zu Erich auszubrechen. Es wird mir mit ihm nicht langweilig. Für mich ist es zudem etwas völlig Normales, dass ein Paar beruflich zusammenarbeitet – meine Eltern haben zusammen ein Hotel geführt. Und da wir uns so gut ergänzen, passt das perfekt.
Ich habe kein Problem damit, dass Erich das Gesicht unserer Firma ist. Denn die zentralen Entscheidungen fällen wir gemeinsam. Ich weiss, was ich kann und habe die Gelegenheit, wunderbare Rollen zu spielen. Auch ich stehe ja im Zentrum. Das geniesse ich sehr, auch wenn meist er der Protagonist ist.
Mich stört es etwas, dass Erich pingelig und planerisch ist. Aber ich bin manchmal froh darüber, da ich eher zum Chaotischen neige und Dinge laufen lasse. Und ich bin eher unpünktlich und würde mir manchmal wünschen, dass er sich daran gewöhnt. Aber das wird er nicht.
Ich bin dankbar, mit Erich unterwegs zu sein. Dank ihm habe ich gelernt, Dinge möglichst früh anzusprechen und sie nicht aufzuschieben und in mir zu vergraben. Diese Tendenz kommt wohl von meiner Familie, in der eher geschwiegen wird.
Wenn ich etwas Drängendes thematisiere, sage ich es eher durch die Blume, aber doch ehrlich. Eine Beziehung funktioniert meiner Ansicht nach nur dann, wenn man ehrlich zueinander ist. Das kann man auch auf nette Art sein.»
Die Spocks
Der Schweizer Erich Vock und der Österreicher Hubert Spiess leiten seit 1994 die Zürcher Märchenbühne. Zudem performen sie regelmässig auf der Bühne. Auch produzieren sie Komödien und Musicals und führen zusammen eine eigene Produktionsfirma: spock productions.
Der 61-jährige Erich Vock hat sich an der Schauspielakademie Zürich zum Schauspieler ausgebildet. Mit dem Prix Walo ist er zwei Mal zum besten Schweizer Schauspieler gekürt worden. Seine Paraderolle: Bäuerlein Heiri in «Die Kleine Niederdorfoper». Mit diesem Stück fällt der Vorhang übrigens endgültig: Im Frühling 2025 verabschiedet er sich mit Hubert Spiess von der Bühne.
Vor dreissig Jahren hat ein Engagement in Winterthur Erichs Ehemann Hubert Spiess in die Schweiz geführt. Der 59-Jährige hat in Innsbruck und Wien die Ausbildung zum Schauspieler und Regisseur absolviert. Seither tritt er sowohl in der Schweiz als auch in Österreich in Boulevardkomödien und Dialektschwänken auf.
Erich Vock und Hubert Spiess haben sich sowohl für das Partnerschaftsgesetz als auch für die Ehe für alle engagiert. Im Juli 2023 haben sie geheiratet.
In Zürich wohnen sie in einer Loft mit Blick auf den Uetliberg und auf die Glarner Alpen. Drei Monate des Jahres verbringen sie jeweils in ihrem Daheim in Spanien. Zudem haben sie im Ort, wo Hubert aufgewachsen ist, eine alte Bäckerei liebevoll renoviert. Auch verbringen sie hie und da gemeinsam Zeit in einer Alphütte im Urnerland.