FKK VERBOTEN!

Ein Display-Leser hat beobachtet, dass die Behörden zunehmend FKK- und Cruising-Treffpunkte räumen. Zum Beispiel die Werdinsel in Zürich, den Nacktbadebereich bei Landquart oder die Cruising-Zone bei der Raststätte Oberengstringen.

Display veröffentlicht seinen Bericht. Und fragt nach eurer Meinung zur zunehmenden Prüderie in Sachen Freikörperkultur und erotische Begegnungen unter freiem Himmel (übrigens sind weder Nacktheit noch Sex im Freien verboten, so lange niemand sich belästigt fühlt). Der Leserbrief:

«Mir fällt immer öfters auf, wie an den bekannten Rastplätzen und Treffpunkten vehement versucht wird, Schwule zu vertreiben.

AUFWÄNDIGER KAMPF GEGEN NACKTE

Mir ist bewusst, dass Razzien und Rückdrängungsversuche seit jeher ein Thema sind. Aktuell fällt es aber in geballter Häufigkeit auf, mit welcher Dominanz versucht wird, dem «Treiben» an Rastplätzen Einhalt zu gebieten. Da werden ganze Waldstücke gerodet, Zäune aufgestellt, Undercover-Cops losgeschickt. Eine wahnsinnige Maschinerie also, die hier aufgefahren wird.

FEHLENDE GESPRÄCHSBEREITSCHAFT

Gleichzeitig wirkt alles so hilflos. Es ist, als würde man versuchen, mit einem Vorschlaghammer auf eine Reiszwecke einzudreschen. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie viel Geld, Zeit und Manpower dafür aufgewendet werden muss. Anstatt dass man versucht mit den Beteiligten ins Gespräch zu kommen und gemeinsam eine Lösung zu finden, wird versucht, durch rabiate Pseudo-Erziehungsmassnahmen etwas verschwinden zu lassen, was eh nicht geändert werden kann.

HEXENJAGD IN LANDQUART

In Landquart war der Rhein beispielsweise ein beliebtes Ziel für Nacktbadende. Natürlich kam es dort tief im Gebüsch auch zu sexuellen Handlungen. Davon bekamen Spaziergänger aber genauso wenig mit, wie von den Badenden selber. Um zu diesem abgeschiedenen Flecken Natur zu gelangen, musste man eine gewisse Anstrengung auf sich nehmen. Und der Zugang war so versteckt, dass man sich vorhergehend schon genau darüber informieren musste, um ihn nicht zu übersehen.

ANDAUERNDE POLIZEIKONTROLLEN

Ausschlaggebend für die andauernden Polizeikontrollen war eine etwa 3 km weit entfernte Besenbeiz auf der anderen Seite des Rheins. Per Feldstecher konnte man von dort aus tatsächlich ein paar Nackte beim Baden erblicken. Die Wirtin war so homophob, dass sie andauernd die Polizei anrief, die natürlich ausrücken musste. Mir passierte es sogar, dass man mich aufs Revier nehmen wollte, weil ich meinen Ausweis nicht auf der Stelle vorweisen konnte. Dabei war ich völlig unbescholten und bekleidet unterwegs – dies halt in besagter Gegend.

NICHT VERBOTENE NACKTHEIT VERBIETEN

Seit geraumer Zeit versucht man mittels einer peinlichen KEIN FKK-Tafel Blüttler abzuschrecken. Ich gehe davon aus, dass diese Tafel nötig war um etwas gegen Nacktbadende in der Hand zu haben, denn grundsätzlich ist nackt sein nicht verboten. Nun wurde auch noch der Förster auf den Plan gerufen. Ganze Waldstücke, sind mittlerweile gerodet worden, Blattwerk und Äste versperren beliebte Cruising-Pfade. 

OBERENGSTRINGEN: RAZZIEN UND SPERREN

Neustes Beispiel ist der Rastplatz Oberengstringen. Nachdem vorerst dauernd die Polizei auftauchte und aggressive Personenkontrollen durchführte, wurde nun das Drehkreuz zur Limmat hin entfernt. Dieses diente nicht nur als Durchgang zum Cruisen, sondern auch um zu den beliebten Badestellen entlang der Limmat zu gelangen.

Unsereiner klettert seither über die neu errichteten Gitterzäune, die deswegen natürlich andauernd ersetzt werden müssen. Nach der Pride waren ganze Gitterstücke herausgeschnitten worden. Es wird nicht das erste und letzte Mal sein! Was das die Gemeinde Oberengstringen nun alles kosten wird! 

Der nächste Schritt wird wohl die Schliessung des Rastplatzes sein. Argument: «Aufgrund des Schwulencruisings und Vandalismus musste die Raststätte eingestellt werden!» Wie wir wissen, bringt dies wenig, denn es wird eine Alternative gefunden werden. Das «Problem» für die «Schwulengeplagten» wird einfach verlagert. Statt dass man einfach akzeptiert, dass dort ein Treffpunkt ist, regt man sich darüber auf.

AUSLICHTUNG AUCH AN DER WERDINSEL

Auch die Werdinsel ist bekanntlich ein Opfer dieser homophoben Taktik, wie Display unlängst kritisiert hat. Dort wurde das schützende Gebüsch ausgeholzt.

DISKRETION KANN NICHT SCHADEN

Ich versuche natürlich auch die andere Seite zu verstehen. Zugegebenermassen schäme auch ich mich, wenn plötzlich ein splitterfasernackter Mann vor mir aus dem Gebüsch springt und unbehelligt von Passanten lüsterne Blicke in die Gegend wirft. Das nervt mich als Cruiser besonders, weil genau durch solch egoistische Selbstdarstellungen homophobe Kritiker auf den Plan gerufen werden. Ich habe mir deshalb schon öfters erlaubt, einen solchen Exhibitionisten zurechtzuweisen.

EINE WELTWEIT VERBREITETE KULTUR

Ich behaupte, dass wir Schwulen zu 95 Prozent kein Interesse hegen, dass man uns in aller Öffentlichkeit beim Kopulieren beobachten kann. Andererseits sind solche Treffpunkte beliebt – ja sie zählen sogar zur schwulen Subkultur. Sie entwickelten sich über Jahrzehnte hinweg. Dafür verantwortlich war auch die homophobe Gesellschaft. Schwulsein war ein Tabu und ein Gräuel, das man nur im Verborgenen ausleben konnte, also tat man es an Rastplätzen und in Parks.

ÜBERTRIEBENE MASSNAHMEN AUF KOSTEN DER NATUR

Nüchtern betrachtet sind es also ein paar wenige militante Schwulenhasser, die sich über ein paar notorische Selbstdarsteller aufregen. Die Verantwortlichen der Gemeinde wissen nicht, wie sie mit dem «Problem» umgehen sollen und fahren mit einer hirnlosen und kostenintensiven Einschüchterungstaktik auf. Förster roden ganze Waldstücke ab, wo vorher idyllische Naturreservate waren, und die Polizei fühlt sich peinlich berührt und überspielt dies mit rabiaten, diskriminierenden Razzien, so als ob sie einen Drogenring zerschlagen müssten.

EIN DIALOG WÄRE HIER SO WAS VON ANGEBRACHT!»

Und was meinst du? Gehen die Behörden übertrieben vor gegen die Blüttler? Wir sind gespannt auf deinen Kommentar! Mail: redaktion@display-magazin.ch

Abgesperrter Zugeng zur Limmat bei der Raststätte Oberengstringen.

20 queere Filmperlen

Mit «Queer» gab es einen ersten schwulen Paukenschlag im Kino. In den kommenden Monaten stehen vielversprechende Titel am Start. Auch eine neue Version von «Kiss of the Spider Woman» und «The Wedding Banquet» ist zu sehen. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit Rupert Everett und Paul Mescal. Hier ein Überblick über die Top 20 der queeren Filme, auf die man sich 2025 freuen kann.