Jenseits von Grindr

Grindr für schnellen Sex und ewiges Swipen auf Tinder? Es ist seit Jahren das Gleiche. Dabei ist die Welt der Dating- und queeren Social-Apps gross und vielfältig, längst gibt es viel mehr. DISPLAY stellt die besten Alternativen zu Grindr und Tinder vor.

LEX

Die Social App aus den USA ist bisher noch nicht so bekannt im deutschsprachigen Raum, bietet aber grosses Potenzial. Inspiriert von privaten Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften können alle Nutzer kurze Anzeigen verfassen – zu allem, was sie beschäftigt oder wonach sie suchen. Egal ob weltweit oder auf einen lokalen Kreis eingeschränkt. Nebst Suchen nach Dates finden sich auch Aufrufe für queere Partys, gemeinsame Filmabende oder Empfehlungen und Gedanken. Mit Kommentaren und Direktnachrichten lässt sich der Kontakt aufbauen. Das Schöne: Die Posts bleiben bestehen und so kann sich auch nach Wochen oder Monaten noch eine passende Person finden, die mit dir in den Club kommt oder sich mit dir auf einen Kaffee trifft.LEX bietet einen sicheren digitalen Raum für queere Menschen, die auf der Suche nach neuen Kontakten sind und wissen wollen, was in ihrer Gegend läuft.Lucy berichtet: «Ich habe durch Lex sowohl gedatet als auch kreative Treffen und Events organisiert oder an Events teilgenommen. Dazu zählen Kleidertauschpartys, ein Buchclub und Spiele-Abende. Es ist leicht, Menschen mit ähnlichen Interessen zu treffen»


Scruff

Die Datingapp für Fetischliebhaber mit den Hundesymbolen erinnert vom Aufbau an Grindr, allerdings gibt es auch die Möglichkeit für Matches und weltweite Suche. Scruff zielt weniger auf schnelle Treffen als auf die Vernetzung unter Gleichgesinnten ab und darauf, sich und die eigenen sexuellen Bedürfnisse auszuleben. So können auch Treffen geplant oder Mitglieder einer bestimmten Community gefunden werden, um gemeinsame Events oder Sexpartys zu planen. Daneben bietet Scruff auch innerhalb der App eine Übersicht zu Events und Locations in deiner Nähe und so auch die Möglichkeit, dich im echten Leben in die Welt der Fetische und Abenteuer zu werfen. Simon F. aus Zürich schreibt mir «Scruff ist im Gegensatz zu Grindr nicht immer auf schnelle Treffen aus. Ich habe wirklich auch schon für intensive BDSM-Sessions Leute aus anderen Städten gesucht und mich dann erst Wochen später mit ihnen getroffen. Für Fetisch und Kink wirklich zu empfehlen»


Hinge

Die personalisierte Dating-App hat besonders während der Coronazeit viele neue Nutzer:innen gewonnen. Nachdem ein ausführlicher Fragenkatalog beantwortet worden ist, das eigene Profil mit Fotos, Videos, einer Sprachnachricht und sogenannten Dealbreakern ausgefüllt ist, geht es los. Grundsätzlich ist es ebenfalls ein Swipe-Game. Allerdings bekommt man nicht bloss ein Bild, sondern gleich einen gesamten Eindruck der anderen Person inklusive kleiner Anekdoten und teils sogar Kindheitsbildern. Alles abgestimmt auf die eigenen Angaben. Hinge möchte zu langsamem Onlinedating und gezielterem Liken ermutigen. Zudem lässt sich so schon mehr von der Persönlichkeit erahnen und das erste Date wird nicht zur kompletten Überraschung. Die App wirbt mit dem Slogan «designt, um wieder gelöscht zu werden». Der Berliner Influencer Magnus Paul erzählt in einem Video von seiner Erfahrung mit der App. «Ich war auf einem Spazierdate mit einem Amerikaner. Ich spreche zwar Englisch, aber nicht so, dass ich wirklich eine Show liefern kann», erzählt er seiner Community. «Irgendwann war das Gesprächsmaterial dann aber aufgebraucht», berichtet er weiter. Und damit wird klar, dass die App zwar die Möglichkeit bietet, sich individueller und persönlicher zu präsentieren als andere, dass die Dates letztlich aber halt trotzdem im echten Leben stattfinden und es dafür eben auch eine reale Verbindung braucht, damit die App dann wirklich gelöscht werden kann.


Feeld

Die innovative Dating-App bietet nicht nur eine Vielzahl an Optionen bezüglich der eigenen Identität und Vorlieben, sie bieten auch die Möglichkeit, sich als Paar auf der App zu bewegen. Es wird Raum geschaffen für trans Personen, aber auch für Menschen, die ihrer eigenen Sexualität keinen Stempel geben möchten. In Zeiten, in denen von Sexpositivität und einem offenen Umgang mit den eigenen Bedürfnissen geredet wird, ist Feeld genau die App für all jene, die auf der Suche nach anderen aufgeschlossenen Menschen sind. Die App lässt sich simpel bedienen und funktioniert ebenfalls mit Likes sowie der anschliessenden Chatkommunikation. Das Design ist minimalistisch und bietet die Möglichkeit, nach einem Wegwischen zurückzugehen. Auf den sozialen Kanälen von Feeld finden sich Tipps und Onlineworkshops zu Themen wie Dreiern oder der japanischen Fesselkunst Shibari.


Pure

Während alle anderen Apps kostenlos sind oder optionale Bezahlvarianten aufweisen, ist Pure exklusiv für zahlende Mitglieder:innen verfügbar. Die App sieht sich als Club für Menschen, die auf der Suche nach besonderen Verbindungen sind. Dabei gibt es keine Grenzen. Egal ob sexuelle Beziehungen, Freundschaften oder romantisches Dating – das alles soll auf Pure entstehen. Mit 100 Franken ist das Jahresabo der beste Deal. Mit rund 34 Franken für einen Monat kostet das erste Nutzen der App schon fast so viel wie das hoffentlich daraus entstehende erste Date. Trotzdem überzeugt die App durch eine hohe Sicherheit, Inklusion aller Geschlechter und Vorlieben sowie modernster Technik. Aktuell wird wohl so etwas wie virtuelles Dating getestet.


Klar ist, Planet Romeo und Grindr sind immer noch die grössten Apps für schwules Dating.
Und je mehr Menschen eine App nutzen, desto grösser ist auch die Auswahl. Aber eine grössere Auswahl bedeutet nicht immer auch ein grösseres Potenzial und in Zeiten, in denen wir uns sowieso
wieder mehr auf Qualität als Quantität besinnen, lohnt es sich vielleicht, auch andere Apps zu entdecken und das eigene Dating-Verhalten zu hinterfragen.
Zudem wartet ja vielleicht nicht nur der zukünftige Traumpartner, sondern auch die eine oder andere neue sexuelle Erfahrung.

20 queere Filmperlen

Mit «Queer» gab es einen ersten schwulen Paukenschlag im Kino. In den kommenden Monaten stehen vielversprechende Titel am Start. Auch eine neue Version von «Kiss of the Spider Woman» und «The Wedding Banquet» ist zu sehen. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit Rupert Everett und Paul Mescal. Hier ein Überblick über die Top 20 der queeren Filme, auf die man sich 2025 freuen kann.