Kein Tag ohne Pornos

Nur noch einen, noch den, wirklich nur noch den hier: Viele Männer vergessen sich beim Gucken von erotischen Videos – und haben danach ein schlechtes Gewissen. Stets und meist kostenlos verfügbar, können die Filme zu einer Verhaltenssucht führen, zu der Mann ungern steht: zur Pornosucht.

Von Marcel Friedli-Schwarz

Kein Tag ohne Pornos: Zwischen zwanzig und dreissig schaut Alex jeden Tag. «Am liebsten Amateurpornos. Je echter, je realer – desto krasser. Ich dachte, das ganze Leben sei ein Swingerclub», sagt er in einer Sendung der Mediathek des ersten deutschen Fernsehens. 

Alex verfolgt nicht in erster Linie das Ziel, zum Höhepunkt zu kommen: «Vielmehr wollte ich möglichst lange auf der Adrenalin-Dopaminwelle reiten», sagt der Mittdreissiger. «Kaum hatte ich einen Orgasmus, fing ich wieder an. Weil ich das wieder haben wollte. Wieder und wieder und wieder. Stundenlang ging das. Nächtelang. In meinen Synapsen eingebrannt ist es, diese Glücksgefühle wieder und wieder erhalten zu wollen.»

Nur noch den geilen Chat im Kopf
Alex lebt in einer Wohngemeinschaft. Dass er sich in seinem Zimmer verbarrikadiert, fällt seinen Gschpänli zwar auf, doch sie wagen nicht, ihn darauf anzusprechen. «Ich war sozial nicht mehr kompatibel, führte mein Eigenleben: Ich hatte immer den nächsten geilen Chat und die kommende Cam-Session im Kopf. Und in mir den unterbewussten Schulterklopfer, der alles legitimiert und kleingeredet hat.»

Gesehenes versucht Alex in sein Leben zu übertragen. Dabei macht er die Erfahrung, dass es eine krasse Diskrepanz zwischen echtem Leben und erotischer Fantasiewelt gibt. «Zum Beispiel schaute ich mir wochenlang Natursekt-Pornos an. Als ich das im echten Leben ausprobierte, empfand ich dies jedoch als unangenehm.» 

Die grosse Liebe war am Zerbröseln
Jahrelang düst Alex gewissermassen auf einer Autobahn, auf der er immer schneller fährt und sich einredet, dass der Tacho immer dieselbe Geschwindigkeit zeigt. Es droht ihn herauszuspicken. 

Dann der Wendepunkt, den der Musiker so beschreibt: «Ich schaute meine Gitarren an. Und fühlte überhaupt nichts. Ich hatte null Lust, darauf zu spielen, Songs zu komponieren, so wie ich das vorher getan hatte. Es ging überhaupt nichts mehr. Die Liebe zu dem, was mir in meinem Leben am wichtigsten ist, war am Zerbröseln: meine Liebe zur Musik.»

In diesem Moment prallt Alex mit dem Kopf gegen eine Wand, taumelt und reibt sich danach die Augen: der Moment, als er sich eingesteht, dass ihn diese Autobahn ins Verderben führt. 

Darum sucht Alex Informationen zu seiner Sucht, tauscht sich mit anderen Betroffenen aus. Das führte ihn auf den neuen Weg. «Zwar schaffe ich es nicht, ganz ohne Pornos zu leben. Hie und da habe ich Rückfälle. Schwierig ist es, der Weg ist lang», sagt er. «Ich werde wohl immer süchtig sein. Das scheint in meinen Synapsen eingebrannt.» 


Bist du süchtig nach Pornos?

  • Unter anderem folgende Punkte deuten darauf hin:
  • Frustrationen, Leere, innere Spannungen oder Müdigkeit kompensierst du, indem du Pornos anschaust.
  • Nachdem du Pornos angeschaut hast, fühlst du dich schlecht oder schuldig. Trotzdem suchst du neue.
  • Du überprüfst ständig, ob auf den einschlägigen Websites neue Inhalte verfügbar sind.
  • Die dargestellten Szenen müssen immer extremer werden, um die gleiche Lust zu spüren.
  • Du bist weniger leistungsfähig, weil du (zu) viel Zeit – auch in der Nacht – mit Pornos verbringst.

Quelle: Zentrum für Spielsucht und andere Süchte Radix; spielsucht-radix.ch


Mit ein paar Klicks

Mit dem Handy, dem Tablet, dem Laptop oder via PC: ein paar Klicks – und man ist auf einer Pornoseite. Gleich zwei solcher Sites gehören gemäss der Auswertung einer IT-Analysefirma zu den zwanzig meistgesuchten in der Schweiz. 

Wie bei Alex beginnt die Sucht meist früh: Bereits mit neun Jahren hat jedes zehnte Kind schon einen Porno geschaut; bei 18-Jährigen sind es acht von zehn. Dies ist einer Studie zu entnehmen, die sich auf England bezieht. Die Zahlen gelten wahrscheinlich in etwa auch für die Schweiz. 

Pornosucht ist eine Verhaltenssucht: Man(n) ist süchtig danach, etwas zu tun; also nicht süchtig nach Substanzen wie Alkohol, Kokain etc. Zu den Verhaltenssüchten gehören Spiel-, Arbeits-, Kauf­sucht – mit ähnlich dramatischen Auswirkungen und Konsequenzen für das eigene Leben und auf jenes von Menschen, die einem nahe sind.

Die Problematik hat man auch in der Politik erkannt. So fordert Nationalrat Nik Gugger in einer Motion Massnahmen, mit denen Kinder mit technischen Vorkehrungen vor pornografischen Inhalten im Netz geschützt werden sollen. Der Nationalrat hat diese Vorlage angenommen. Sagt auch der Ständerat Ja dazu, werden die entsprechenden Massnahmen in die Wege geleitet. Der Bundesrat jedoch erachtet es als schwierig, das Verbot über die Schweizer Grenzen hinaus durchzusetzen und ist gegen den Vorstoss.


«Eine Form der Flucht»

Pornosucht ist ein doppeltes Tabu. Was damit gemeint ist und warum wir unbedingt darüber sprechen sollen: Das verrät Experte Domenic Schnoz im DISPLAY-Interview.

Interview Marcel Friedli-Schwarz

DISPLAY: Haben Sie selber schon Pornos geguckt?
Domenic Schnoz: Sicher. Wahrscheinlich hat das jede:r schon einmal gemacht.

Wie oft?
Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Das ist privat.

Ihre Aussage zeigt, wie schambehaftet und tabuisiert dieses Thema ist.
Nein. Ich finde, das ist nicht von öffentlichem Interesse. Im privaten Kreis würde ich es sagen. Ich erzähle ja auch nicht jedem, wieviel Geld ich auf dem Konto habe. 

Geld ist auch ein Tabu.
Geld gehört meiner Meinung nach auch zur Privatsphäre. Doch Sie haben Recht: Pornosucht ist ein Tabu – ein doppeltes.

Ein doppeltes?
Sucht ist tabuisiert. Und Porno sowieso. Fast alle machen es, aber niemand spricht darüber. Wobei es wahrscheinlich noch schwieriger ist zu sagen: Ich schaue so viel Pornos, dass mein Leben bachab geht. Als: Ich habe ein Problem mit Alkohol.

Was kann man dagegen tun?
Wir setzen uns sehr dafür ein, dass man – offen und ohne zu verurteilen – darüber sprechen kann, wenn Pornokonsum zum Problem wird. So wird die Thematik bewusst und Betroffene holen sich eher Hilfe.

Rund drei bis sechs Prozent der Menschen in der Schweiz sollen süchtig nach Pornos sein – wie verlässlich sind solche Zahlen?
Diese Zahl ist mir nicht bekannt. Meines Wissens gib es für die Schweiz keine verlässlichen Zahlen. 

Gibt es für andere Länder seriöse Angaben?
Zum Beispiel für Australien. Einer repräsentativen Studie kann man entnehmen, dass sich 4,2 Prozent der Männer und 1,2 Prozent der Frauen als pornosüchtig bezeichnen.

Menschen, die dazu stehen, dass sie (zu) viele Sexvideos schauen, sind rar. Warum sprechen wir nicht offen darüber?
Sexualität ist grundsätzlich schambehaftet, auch wenn die Gesellschaft offener geworden ist. Zudem schämen sich die meisten Betroffenen dafür, süchtig zu sein: Sie haben Angst, als jemand zu gelten, der sich anscheinend nicht im Griff hat und dem es an Wille und Selbstdisziplin fehlt.

Kann es auch Teil des Reizes und damit der Sucht sein, dass man Pornos im Versteckten schaut?
Das kann sein. Meist ist sie aber vor allem ein Symptom für etwas, das aus der Balance geraten ist. Dahinter können sich Ängste oder depressive Verstimmungen verbergen. Übermässig Pornos zu schauen, ist häufig eine Form der Flucht: Man will unangenehme Gefühle zur Seite drücken. Meist hat die Sucht eine Funktion und deutet auf ein anderes Thema hin.

Also nicht unbedingt darauf, dass die eigene Sexualität unerfüllt ist?
Das kann ein Grund sein. Ich denke aber, dass es meist nicht der zentrale ist. Wenn man sich etwas anschaut, das man in der Realität nicht lebt, muss das nicht automatisch zur Sucht führen.

Wann wird es zur Sucht?
Wenn man unter dem Verhalten zu leiden beginnt, es aber nicht zu stoppen oder zu reduzieren vermag. Betroffene suchen oft stundenlang im Internet nach einem spezifischen Inhalt, auf der Suche nach dem noch grösseren Kick. Andere Interessen und Bedürfnisse rücken in den Hintergrund.

Dass etwas nicht stimmt (siehe «Bist du süchtig nach Pornos?», Seite 73), fällt dem Umfeld meist auf. Ist es sinnvoll, mit einem Süchtigen das Gespräch zu suchen?
Ja. Vor allem soll man dies einfühlsam machen, ohne Vorwürfe.
Sagen, was einem auffällt und dass man sich Sorgen macht. Allenfalls Hilfe anbieten. Geht man das aber zu forsch an, kann man viel kaputt machen.

Wenn schon viel kaputt ist, finden Betroffene meist nur schwer wieder den Absprung – sind Sie optimistischer?
Eher realistisch: Will man wirklich, dann findet man den Weg aus der Sackgasse. Am besten geht das, wenn man sich bei Fachpersonen Hilfe holt. Der erste Schritt: sich eingestehen, dass man ein Problem hat.  


Domenic Schnoz leitet das Zentrum für Spielsucht und andere Süchte, zu denen die Pornosucht zählt. Der 48-Jährige ist ausgebildeter Soziologe, Vater zweier Kinder und hat Freunde, die schwul und bisexuell sind.


Queere Themen sind für mich selbstverständlich

Am Pink Apple Filmfestival wird der Schweizer Filmproduzent und Drehbuchautor Ivan Madeo mit dem Golden Apple ausgezeichnet. Der 48-Jährige, der mit seinem Partner in Zürich lebt, spricht über Auszeichnungen, sein einst schockierendes und gleichzeitig gefühlsexplosives Coming-out und über seine queeren Lieblingsfilme.

 

Text Mark Baer Bild Ilja Tschanen

Geboren ist Ivan Madeo in Bern, als Sohn von eingewanderten Eltern. Sein Nachname stammt aus einem kleinen Dorf in Kalabrien. «Ich bin ein klassischer Secondo», sagt er im DISPLAY-Interview. In seiner Kindheit und Jugend habe er lange lernen müssen, damit umzugehen, dass er weder richtig Schweizer noch richtig Italiener war. «Mit doppelten und doch keinen richtigen Wurzeln habe ich meinen eigenen Weg gesucht und bin ein Wanderer geworden.»

Ivan bezeichnet sich als ein «Verfechter einer Welt ohne Grenzen»: ein Verfechter eines Denkens, das weniger das Trennende und mehr das Verbindende und Gemeinsame sucht. «Rückblickend denke ich, dass diese Ausgangslage mich bis heute stark geprägt hat.»

Gross geworden ist Ivan mit einem jüngeren Bruder, der ganz jung für seine Fussballkarriere alleine nach Italien gereist ist und heute mit seiner Familie wieder in der Schweiz, nahe bei Basel, lebt.

Ivan Madeo selber hat seinen Lebensmittelpunkt in Zürich gefunden, zusammen mit seinem Partner. «Da bin ich wenige Jahre nach meinem Studium schon hingezogen.» Aber da seine Eltern eine Zeit lang noch in Bern weitergelebt haben und eine seiner Produktionsfirmen noch heute in Bern angesiedelt ist, habe er immer noch eine enge Verbindung zu seiner Heimat.

Was er für ein Mensch ist, wollen wir vom selbständigen Filmproduzenten wissen. Hier winkt er ab. Das sei etwas, das man seine Freunde fragen müsse, meint er bescheiden.



Gefühlschaos beim Coming-out

Gemerkt, dass er schwul ist, habe er vermutlich schon als Kind. «Richtig verstanden habe ich das aber erst mit 19 Jahren, als ich längere Zeit selbständig in New York gelebt habe und dort den richtigen Rahmen hatte, um mich mit meiner wahren Identität auseinanderzusetzen und zu mir selbst zu finden.» Sein Coming-out bezeichnet Ivan als Schock und gleichzeitige Gefühlsexplosion.

Sich als junger Erwachsener erstmals richtig selbst anzuerkennen und seine Queerness gleichzeitig mit dem ganzen Freundeskreis, der Familie und der Restwelt zu teilen, bezeichnet er als «total überfordernd» und lacht dabei. «Irgendwie ist es aber auch schön zu sehen, dass man im Leben Phasen hatte, in denen man völlig aus dem Häuschen war, und man diese irgendwie ganz gut überstanden hat.» Das gebe einem eine innere Stärke und ein anhaltendes Urvertrauen.

Im Ausgang sieht man Ivan Madeo eigentlich selten, da er fast immer auf Achse ist. Wenn er nicht beruflich an Filmfestivals, auf Dreharbeiten, an Preisverleihungen, Filmmärkten und Workshops unterwegs ist, dann verbringt er die wenige Restzeit fast immer mit Freunden oder der Familie, «weil ich sie viel weniger oft sehe, als ich das möchte». Diese Treffen finden dann meistens in Restaurants und Bars statt, weil er sehr gern gut esse und trinke.

Zum Abschalten und Runterfahren geht er am liebsten in Galerien und Museen, was er im Übrigen auch ganz gut alleine bewerkstelligen könne. «Das mit den Ausstellungen hört sich jetzt wahnsinnig bieder an, wenn ich mir das so überlege», sagt der baldige Golden-Apple-Preisträger lachend. «In Wahrheit sind es Ausbrüche aus dem Alltag, in denen ich mich neu sammeln kann.»

Kreativer Schaffer mit grossem Netzwerk

In der Laudatio zur mit 3000 Franken dotierten Pink-Apple-Auszeichnung heisst es, dass Ivan sehr kreativ und auch ein guter Netzwerker ist. «Kreativ?», fragt er nach. «Ich bin immer neugierig, unkonventionell und forsch im Denken gewesen, das glaube ich schon.» Und Träume und Visionen hätten ihn in seinem privaten Handeln und beruflichen Schaffensdrang immer angetrieben. «Deshalb habe ich mich in der sogenannten Kreativbranche auch immer wohl gefühlt.» 

Wir wollen vom Produzenten des Films «Der Kreis» auch wissen, wie wichtig für ihn sein Netzwerk ist und was für Menschen dieses Netzwerk umfasst. «Dabei handelt es sich um ein wunderbar diverses Netz von charakterlich, beruflich, ideologisch und gesundheitlich sehr unterschiedlichen Menschen.» Und ja, aus «diesem Füllhorn von Leuten mit ihren eigenen Lebensgeschichten, Talenten, Ambitionen» jene zusammenzubringen, die für ein Projekt am besten zusammenpassen und bei denen das Ganze mehr wird als die Summe seiner Einzelteile – das mache er in der Tat äusserst gerne.

Die Suche nach dem Kontrast

Schon im Gymnasium wusste Ivan, dass ihn Geschichten auf dem grossen und kleinen Screen besonders interessieren. Deshalb wollte er neben seinem Studium in Klinischer Psychologie auch im Bereich Film und Fernsehen studieren. «Da habe ich meine ersten filmischen Gehversuche gemacht.» 

Nach dem Studium musste er Geld verdienen, weshalb er in die Werbung gegangen ist. Dort hat er mehr als zehn Jahre in internationalen Netzwerkagenturen, von Publicis und Havas in Zürich über McCann Erickson Milano bis hin zu FCB Global in Hamburg gearbeitet. Weil er dort seine Leidenschaft für den Film nur bedingt ausleben konnte, hat er seine eigene Filmproduktionsgesellschaft gegründet. «Das war der Moment, als mein Freund Urs Frey, der damals ebenfalls in der Werbung tätig war, und ich als Kontrast zu unserem früheren Leben unsere eigene Filmproduktion ‘Contrast Film’ gegründet haben.»

Contrast Film ist heute ein achtköpfiges Team, das Spielfilme, Dokumentarfilme, Serien und Entertainment-Formate produziert. Das Unternehmen gehört damit zu den grössten Produktionsfirmen in der Schweiz. «Wichtiger als die Grösse ist mir aber die Stabilität und Qualität unseres Outputs», betont der Wahlzürcher.

Eine wichtige queere Stimme

«Vielfältiger Output an Serien und Filmen»

Das queere Schweizer Filmfestival Pink Apple ehrt jedes Jahr eine Persönlichkeit, die sich in der LGBTIQ-Filmwelt verdient gemacht hat. «Ivan hat gerade in den letzten drei Jahren einen enorm vielfältigen und breiten Output an Serien und Filmen vorzuweisen, viele seiner Filme haben queere Figuren oder basieren auf queeren Geschichten», sagt Andreas Bühlmann. Daher bezeichnet der künstlerische Ko-Leiter des Pink Apple den diesjährigen Preisträger gewissermassen auch als Glücksfall, weil Ivan Madeo sowohl queerfeministische, lesbische wie auch schwule Inhalte für die Leinwand produziert. «Mit ihm als Schweizer Schwergewicht in der Filmbranche konnten wir zudem auch einen lokalen Bezug zum Standort Zürich herstellen, von wo aus Ivan heute ja tätig ist.»

Der Film «Der Kreis» ist Andreas Bühlmanns persönlicher Favorit. «Damit hat Ivan einen schwulen Schweizer Filmklassiker geschaffen, der sowohl den Publikumspreis der Berlinale als auch den Teddy Award im Jahr 2014 gewann.» Ivans Film diene nicht nur als wichtige Quelle für die Schweizer Schwulengeschichte, sondern habe auch neue Massstäbe in der historischen Aufarbeitung queerer Inhalte im Schweizer Film gesetzt. 

Auch persönlich ist der künstlerische Co-Leiter des Pink-Apple-Festivals vom Filmschaffenden angetan: «Ivan ist ein sehr herzlicher Mensch, der mit seinen Regiepersonen respektvoll umgeht und sie in ihrem kreativen Prozess begleitet.» Diese Menschlichkeit sei in all den von ihm produzierten Filmen spürbar. Er kreiere Werke und Serien, die gesellschaftsrelevante Themen aufgreifen und zum Denken anregen würden. Gleichzeitig spüre man seine vorhergehende Tätigkeit als Werbetexter in all seinen Arbeiten und der Promotion seiner Filme. «Er verbindet daher geschickt das Künstlerische mit der marketingrelevanten Perspektive», bringt Andreas Bühlmann die Qualitäten des Ausgezeichneten auf den Punkt.

Den Golden Apple zu erhalten sei eine Ehre

Als «unerwartet schön» bezeichnet Ivan Madeo die Auszeichnung, die ihm Anfang Mai in Zürich verliehen wird. «Wenn ich denke, dass die wunderbare Christine Vachon, Léa Pool oder Lionel Baier diese Auszeichnung vor mir erhalten haben, bekunde ich schon etwas Mühe, das mit mir in Verbindung zu bringen», so sein bescheidenes Statement dazu.

Viele queere Filme von Kolleginnen und Kollegen haben sich auch in sein Herz gespielt, wie beispielsweise der Schweizer Film «F. est un salaud» oder der weltbekannte «Brokeback Mountain». Auch der herzzerreissende «All of us Strangers» oder die Serie «Young Royals» gehören zu seinen Favoriten.

Ivan träume wirklich gerne, aber nicht von Auszeichnungen. Insofern auch nicht von einem Oscar, der ihm irgendwann einmal verliehen werden könnte. «Aber wenn ein Oscar einmal kommen sollte, würde ich ihn sehr gerne nehmen und mich daran genauso erfreuen und ihn genauso schnell wieder vergessen, wie das bei allen anderen nationalen und internationalen Filmpreisen bis dato der Fall war.» Auszeichnungen seien für ihn nämlich keine Ziele. «Ich sehe sie lieber als Startlinie für das nächste, noch mutigere Projekt.»

Weiterhin wird der Schweizer Filmprofi auch LGBTIQ-Projekte realisieren. So würden bei ihm bereits jetzt weitere Stories auf dem Tisch liegen: «Selbstverständlich! Und noch viele mehr in meinem Herzen, von denen ich noch gar nichts weiss.» Denn queere Themen seien für ihn nicht wichtig, sie seien für ihn selbstverständlich.

Am Donnerstag, 1. Mai, 18 Uhr nimmt Ivan Madeo im Filmpodium Zürich den Golden Apple 2025 entgegen.

Am Freitag, 2. Mai, 18 Uhr findet im Film-
podium Zürich ein Werkstattgespräch mit 
Ivan Madeo statt.

Das Pink Apple zeigt insgesamt sechs von Ivan Madeo produzierte Langfilme.

 

 


Pink Apple Edition 28

Das queere Filmfestival startet dieses Jahr am 29. April in Zürich und dauert bis am 8. Mai. Danach schlägt Pink Apple seine Zelte in Frauenfeld auf und zwar vom 9. bis 11. Mai.

Das Festival wird zum ersten Mal im Kino Riffraff stattfinden, nah am neuen Festivalzentrum an der Zollstrasse. 

Die beiden Grossveranstaltungen des Pink Apple, die Opening und Closing Night, werden weiterhin im Kino Le Paris stattfinden. Neu arbeitet das queere Filmfestival auch mit der Heldenbar als Party-Location zusammen.

Ein Schwerpunktthema wird «Sex Work» mit der Ausstellung «With Legs wide open» im Feministischen Streikhaus. 

Männliche Sexarbeit ist das Thema einer Diskussionsrunde im Theater anundpfirsich am 7. Mai, 19 Uhr.

Weitere Themen: 
Fankultur im Frauenfussball
Nonbinarität
The Power of Communities
Queere Menschen auf der Flucht
Die Queerness des ESC.

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