«Meine Kleidung wird ungefragt kritisiert»

Felix Nieder ist ein aufstrebendes deutsches Model: Der 29-Jährige lief gerade diverse Fashion Weeks. Sein Name taucht in renommierten Medien auf. Mit DISPLAY sprach Felix über seine Arbeit als genderfluides Model, die Schweiz und psychische Gesundheit.

Felix Nieder (29) ist ein deutsches Model und Influencer. Nebst seinem Jurastudium lebte Felix einige Zeit in Los Angeles. Mittlerweile ist der Single-Mann in Hamburg zu Hause. Felix lief vor kurzem mehrere Shows an den Berlin Fashion Weeks und macht als genderfluides Model von sich reden.

Interview Marco Schaettin

DISPLAY: Felix Nieder, die GQ Gentleman, ARD und Bild berichtet über dich. Welche Auswirkungen hat die steigende Bekanntheit auf dein Leben?
Felix Nieder: 
Positive und negative: Mir gefällt, dass ich zum Vorbild für andere Menschen werde, da ich auch über die Schattenseiten meines Lebens – wie Mobbing und Queerphobie – spreche. Weniger schön ist, dass sich immer mehr Menschen in mein Leben einmischen und vor allem auf Social Media meine Kleidung und Meinung ungefragt kritisieren.

«In meiner Schulzeit wurde ich gemobbt, weil ich mit Mädchen spielte und nicht dem klassischen, männlichen Rollenbild entsprach»

Du äusserst dich auch zu Themen wie psychische Gesundheit. Warum ist es dir wichtig, dies zu thematisieren?
In meiner Schulzeit wurde ich gemobbt, weil ich mit Mädchen spielte und nicht dem klassischen, männlichen Rollenbild entsprach. Mein Selbstbewusstsein litt und ich konnte erst in meiner Zeit in Los Angeles hundertprozentig mich selbst sein. Mit mittlerweile 29 weiss ich, dass mir ein offener Umgang mit psychischer Gesundheit als Kind geholfen hätte.

Du sagst selbst, man könne sich in der Mode-Welt verlieren. Wie meinst du das?
Fashion kann sehr oberflächlich sein: Trends und Labels, die wir tragen sollen, werden von einflussreichen Menschen diktiert. Ich musste lernen, mich nicht darin zu verlieren und bei meiner Individualität zu bleiben – auch wenn das bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen.

Die Schweiz gilt nicht als diversester Ort der Welt. Magst du sie trotzdem?
Klar. Die Berge und Landschaft faszinierten mich bereits als Kind. Und ich liebe den Schweizer Dialekt. Da könnte ich stundenlang zuhören (schmunzelt).