Unwiderstehlich unkomplizerter Charme, abgelegene Sandstrände und das Gefühl, dass alles passieren kann, aber nichts muss. Zipolite ist der queere Hotspot in Mexiko. Noch nie von diesem exotisch klingenden Ort gehört? Nun ja, er ist fernab vom Massentourismus und gehört immer noch zu Mexikos Geheimtipps. Viele, die hierherkommen, nehmen unvergessliche Erinnerungen mit – und so manche bleiben gleich ganz.
Ein Ort queerer Offenheit im konservativen Oaxaca
Kein anderer Ort in Mexiko wirkt so unberührt und offen wie Zipolite. Nicht nur queere Touristen sind willkommen, sondern alle, die sich selber sein wollen – ob Aussteiger oder Surfer, Hauptsache Toleranz. Das Juwel ist sicherlich der zwei Kilometer lange Sandstrand mit seinen vielen kleinen Hotels, Restaurants und Bars. Direkt am Strand unter freiem Himmel finden sich sogar zwei Gaybars.
Doch etwas Wichtiges wurde noch nicht erwähnt: Zipolite ist praktisch der einzige Ort in ganz Mexiko, an dem Nudisten auf ihre Kosten kommen. So ist Nacktheit am gesamten Strand völlig normal. Nackt Yoga, nackt joggen, nackt schwimmen oder surfen – alles ist erlaubt und toleriert. Hippie de Luxe – das Motto heisst leben und leben lassen.
Zipolites Everything-Goes-Vibes
Zipolite ist auch ein Geheimtipp, da es von der amerikanischen Hotelindustrie noch gänzlich verschont wurde. Auch wenn die touristische Infrastruktur etwas leidet (so gibt es beispielsweise keinen funktionierenden Geldautomaten), so verwirklichen hier Aussteiger ihre Träume: Hippies verkaufen ihren Schmuck, Strassenmusiker mit Hosen weit unter der Gürtellinie singen ein Ständchen, improvisierte Massagesalons am Strand und irrsinig viele Yoga-Möglichkeiten werden angeboten. Hektisch wird es nie, das Leben ist gesprägt von der Sonne, Meditation und dem Gefühl der Seventies. Dazu das magische Meeresrauschen und Sonnenuntergänge, die dem ganzen Ort eine spirituelle Faszination verleihen. Praktisch jeder Besucher verlängert seinen Aufenthalt hier spontan. Oder bleibt gar für immer.
DISPLAY-Tipps für Zipolite
1 Das queere Gästehaus Casa Sol wird vom schwulen Paar Craig und Jorge geführt. Highlights sind die Happy Hour mit allen Hotelgästen und der Nude-Pool. Unbedingt nach Masseur Leon fragen.
2 Hotel, Restaurant & Spa ist das El Alquimista. Ein idealer Ort für ein romantisches Dinner am Strand, aber auch die Yoga-Stunden hier sind ein Must.
3 Wahre mexikanische Kochkünste gibt es im Xhuba. Nicht nur die Cocktails sind fantastisch, auch die Fajitas und Salate.
Mexico City – eine pulsierende Megastadt
Too big to miss – Kein Aufenthalt in Mexiko ohne Carlos! Diese Stadt ist zu wild, zu bunt, zu queer – das Angebot an Bars, modernen Clubs, urchigen Tanzlokalen, Restaurants und Cruisingplätzen ist eine absolute Überforderung. Zum Glück treffen wir unseren Guide Carlos Sánchez Gómez schon eine Stunde nach der Landung am Eingang der Zona Rosa. Der Gründer von Mexikos LGBT Tours nimmt uns mit auf ein Bar-Hopping, das nicht vor fünf Uhr morgens enden wird.
Das Herz des schwulen Mexico City ist das lebhafte Viertel «Zona Rosa». Hier reiht sich eine Location an die andere, eine Übersicht zu bekommen ist unmöglich. Wir können uns nur noch vage an die phantastische Bären-Bar erinnern, den Cowboy-Club, in dem eine Art Sombrero-Dance getanzt wird, eine Cabaret-Show mit Drags, an die Kinky-Bar, in der sich sexy Gogos an den Stangen winden. Highlight der Nacht war jedoch das XXX. Kirchliche Statuen laden dort ein zum Beten – und das absolut dunkle Treppenhaus zum Geniessen.
Mehr als Tacos – facettenreiche mexikanische Küche
Und auch tagsüber überrascht uns die bunte Welt Mexiko Citys. Bei einer Velotour für Gourmets entdecken wir mit Fernando die lokalen Märkte und naschen Köstlichkeiten direkt von den unzähligen Strassenständen wie vitaminreiche Säfte, süss-saure Tacos, frische Ceviche, Tamales in allen Formen und natürlich – das darf nie feh-len – einen Schluck Mezcal.
Anschliessend treffen wir uns nochmals mit Carlos zu einer Tour durch Downtown Mexiko City. Hier haben wir etwas mehr Zeit, um etwas über die spannende Gay-History zu erfahren und das gespaltene Verhältnis zur USA. Wir merken schnell, dass wir Mexico City unterschätzt haben. Diese riesige Metropole ist wahrlich der queere Hotspot Amerikas, und wir werden bestimmt wiederkommen!
DISPLAY-Tipps für Mexiko City
1 Kein Mexiko City-Besuch ohne eine Tour mit Carlos. Sowohl die Bar Hopping Tour in Zona Rosa als auch die Downtown Tour sind wärmstens empfohlen. mexuniversity.com
2 In Mexio City gibt es mehrere Hotspots für Gays. Die bekanntesten sind in der Zona Rosa und für die ganz Jungen eher im Zentrum Historico.
3 Im Nudo Negro werden mexikanische Köstlichkeiten mit der Welt fusioniert. Eine aufregende Achterbahn der Aromen, Texturen und Zutaten.
4 Das Marquis Reforma Mexico City ist ein ikonisches Luxushotel in der Stadt – ideal gelegen zwischen der Zona Rosa und dem Chapultepec Park.
Eine Reportage von Carlo Crameri und Raphael Hadad