Neues Jahr, neue Ausreden: Wie du dich 2025 aus allem herauswindest

Vorsätze waren gestern. Was du 2025 wirklich brauchst, sind massgeschneiderte Ausreden. Ob Familienfeiern, kurzfristige Absagen oder Klimadiskussionen, hier wird dir geholfen.

Familienfeiern

Keinen Bock auf sonntäglichen Kaffee und Kuchen oder Geburtstage entfernter Verwandter? Du bist bei deiner Familie bereits als schwul, lesbisch, bi oder trans geoutet? Leg nochmals eine Schippe drauf und behaupte, du seist neu non-binär. Verwirre deine Liebsten mit der Erklärung, dass du in Zukunft genderneutral und ohne Pronomen angesprochen werden möchtest. Besteh darauf, dass das Ganze nicht so schwierig sei und kleine Fehler am Anfang ganz natürlich seien. Falls sie dennoch auf Pronomen beharren, biete die gängigen an: also xier, dey, hey/them und hen. Warte, bis der erste Fehler passiert, und raste dann komplett aus. Behaupte, deine Existenz sei in Frage gestellt. Das starre binäre Korsett raube dir die Luft zum Atmen. Beschimpfe deine Verwandten als hinterwäldlerische Cisgender-Nazis und geniesse in der Folge 52 freie Wochenenden. 

Verabredungen kurzfristig absagen

Hier der Klassiker aller Absagen: 30 Minuten vor dem Treffen wird eine Whatsapp verschickt mit «Hey, fühl mich nicht so gut, war ne strenge Woche. Gerne ein andermal. Vielleicht kommt ja wer anders mit dir in die Oper, Musical, Kino, Beiz, …, sorry» und dann der Flugmodus aktiviert. 

Falls das nicht mehr funktioniert oder die Nummer schon zu viele deiner Freundschaften zerstört hat, kommt hier eine bahnbrechende neue Idee. Besorg dir ein Festnetztelefon und schick dein Handy in Rente. Erstens hast du in Zukunft den totalen digitalen Detox. Überleg dir mal, wie viele Bücher du pro Jahr alleine schon während deiner Pendelzeit lesen kannst. Zweitens wirst du nie wieder kurzfristig was absagen müssen, weil du nie kurzfristig zu etwas eingeladen wirst. Drittens und meiner Meinung nach der wichtigste Punkt: Solltest du wirklich mal was absagen müssen, kommst du nicht ums Anrufen herum. Es ist so viel schwieriger, persönlich jemandem am Telefon abzusagen als per Whatsapp. Klar, du brauchst noch immer einen triftigen Grund, warum du nicht zum vereinbarten Treffen erscheinst. Lass im Hintergrund laut Wasser plätschern und jammere über einen Wasserrohrbruch. Halt dir beim Sprechen die Nase zu und behaupte, du seist erkältet, hättest Corona oder Ebola. Irgendwas wird dir schon einfallen. 

Klimadiskussionen

Wir alle haben diesen einen Freund, diese eine Freundin, die mit ihrem Gutmenschentum nervt. Also nicht, dass es schlecht wäre, klimafreundlichere Entscheidungen zu treffen. Aber muss bei jeder Gelegenheit herausgestrichen werden, dass man sich vegan ernährt, eine Bambuszahnbürste benutzt und Secondhand-Klamotten aus Barcelona trägt? Gerne auch gefolgt vom Satz: «Ja klar, ich mache einmal im Jahr das Yoga-Retreat auf Bali, aber ganz ehrlich, ich spare den CO2-Ausstoss ja locker wieder ein, weil ich kein Auto habe und Geschenkpapier recycle.» 

Solche Heuchler:innen kannst du ganz leicht zum Schweigen bringen, mit nur einem Satz:  «Ich finde, Trump macht das als Präsident gar nicht so schlecht.» Irgendwas Positives über Trump zu sagen ist eine F*ck-you-Karte, die in jede Richtung gespielt werden kann. Ersticke jegliche Diskussion im Keim, beende Beziehungen, sorge dafür, dass man deine Nummer löscht, mit einer kurzen Lobeshymne auf den US-Präsidenten. Solltest du die Meinung sogar öffentlich posten, kannst du dir einen komplett neuen Freundeskreis suchen. Dafür gibt’s im Gegenzug gratis ein Jahresabo der «Weltwoche».