Professor PINK

Professor, Ex-Bundesrichter und schwul – Thomas Geiser ist bekannt dafür, dass er das Geschlecht abschaffen will: «Was im Pass steht macht uns nicht zu einem Mann oder zu einer Frau!»

Der 72-Jährige ist seit mehr als 40 Jahren mit dem gleichen Partner zusammen: «Treue muss sich aber nicht unbedingt auf das Sexuelle beziehen.» Und dann hat Professor Pink auch noch fast 400 Fliegen im Kleiderschrank. Ein Portrait.

Im Tessin, genauer gesagt in Minusio, hat Thomas Geiser ein Haus und in Bern und St. Gallen lebt er jeweils in einer Wohnung. Trotz seiner 72 Lenze ist der emeritierte St. Galler Rechtsprofessor auch heute noch ständig auf Achse. 

Vor 43 Jahren hat er seinen ersten Freund kennengelernt, mit dem er noch heute zusammen ist: Raphaël Rausis heisst er und er ist 11 Jahre älter als Geiser. Als sie sich 1981 in Bern kennenlernten, arbeitete Rausis noch als Coiffeur im Wallis, war verheiratet und Vater von drei Kindern. Heute ist er schon lange pensioniert und nicht mehr so gut zu Fuss unterwegs. Geisers Freund ist deshalb gern an einem festen Ort, weshalb er eigentlich immer im Tessin lebt. «Er ist schwierig in den Norden zu bringen», sagt Professor Pink über seinen Lebenspartner. 

Die Unterschiede des Liebespaars könnten nicht grösser sein. «Mein Partner ist nicht intellektuell», sagt Geiser. Er selber hingegen habe «einen Hang und Freude an logischen und differenzierten Überlegungen». Sein Schatz würde sich zwar weniger für politische Lösungen interessieren. Dafür habe Raphaël eine «unglaubliche Bodenständigkeit». Es gibt aber auch Interessen, die man im Hause Geiser-Rausis teilt. Beide mögen Kunst und Filme. So war das Paar beispielsweise zusammen in Mailand an der Edvard-Munch-Ausstellung.

Dass er schwul ist, wusste der kleine Thomas schon sehr früh. Spätestens in der Pubertät oder der Vorpubertät, wie er im Gespräch erzählt. Die Homosexualität war in Geisers Familie eigentlich kein Tabu. «Mein Urgrossonkel war auch schwul.» Zudem war seine Mutter Schauspielerin: In Wien, Stuttgart und Luzern, wo sie damals auftrat habe sie immer wieder schwule Männer kennengelernt.  

Doch manchmal sei das Thema innerhalb der Familie auch «etwas zur Seite geschoben worden». Ganz am Anfang hatte Thomas Geiser sogar auch einmal eine Freundin, wie er verrät. «Aber das ging aus naheliegenden Gründen nicht gut.»

Sein Coming-out hatte der Intellektuelle, nachdem seine Grossmutter verstarb und er sein Studium abgeschlossen hatte. Er ging damals in die Psychotherapie, die sich aber nicht spezifisch auf seine Queerness bezog: Es ging generell um die Neuorientierung und das Erwachsenwerden, die verarbeitet werden mussten. «Das war sehr gut.»

«Sexualität ist etwas Wichtiges!»

Für den Vater von Thomas Geiser war es kein Problem, dass es keinen Nachwuchs geben würde. «Meine Mutter jedoch hätte gern ein Enkelkind gehabt.» Aber schliesslich hat sie sich damit abgefunden und wusste, dass sie wohl nie ein Grosi sein würde. «Der erste Mann meiner Mutter war übrigens auch schwul», so Geiser. Weiter verrät er, dass seine Grossmutter zwei Männer hatte in ihrem Leben und dies zur gleichen Zeit. Den zweiten Mann lernte sie während der Heirat des ersten Mannes kennen. Weshalb seine Mutter kein Theater machen konnte, was seine Homosexualität betraf. «Das wäre sonst leicht lächerlich gewesen», gibt Professor Pink lächelnd zu Protokoll. 

Generell hatte seine Mutter mit allem, was mit Sexualität zu tun hatte, ein wenig Probleme. Sein Vater als Kinderarzt war da viel rationaler. Thomas Geiser selber ist eher wie seine Grossmutter. «Ich halte die Erotik und Körperkontakt nach wie vor für etwas Wichtiges!»  

«Wir sind beide monogam», antwortet er auf die entsprechende Frage, wie sehr er das Leben seiner Grossmutter führe. Das habe aber einfach mit den individuellen Bedürfnissen beider Partner zu tun. Sexuelle Vorlieben könnten in einer Beziehung in die eine oder andere Richtung zum Problem werden: Wenn jemand mit einem grossen sexuellen Bedürfnis den Partner zu mehr Sex dränge, sei es genauso eine Zumutung, wie wenn der, der ein weniger grosses sexuelles Verlangen habe, vom Freund fordere, keinen Sex mehr zu haben. Es sei deshalb oft besser, wenn man seine Bedürfnisse in solchen Fällen extern auslebe.

Thomas Geiser ist zudem der Meinung, dass sich Treue nicht unbedingt auf das Sexuelle beziehen muss. Er liebe es – im  Gegensatz zu seinem Partner – beispielsweise seit Jahren, Skitouren zu unternehmen. «Wenn Raphaël nun plötzlich Skitouren mit einer anderen Person machen würde, wäre das für mich ein Treuebruch.» Die Fixierung auf das Sexuelle im Zusammenhang mit der Treue haben wir – laut Geiser – der katholischen Kirche zu verdanken.

Zwei schwule Brüder

Der Bruder von Thomas Geiser, Christoph, ist Schriftsteller, drei Jahre älter und steht ebenfalls auf Männer. Beide wussten von ihren Neigungen und Christoph führte Thomas in die Schwulenszene in Bern ein. «Danach habe ich relativ schnell beschlossen, dass es Zeit ist, meine Mutter aufzuklären», sagt der erfolgreiche Rechtsgelehrte mit einem Schmunzeln. Die Mutter wusste nichts über die Neigungen ihrer Söhne und war entsprechend irritiert, als ihr jüngster Sohn ihr innerhalb einer Woche mitteilte, dass er nun auch noch einen Freund habe. 

Und seit damals war er nie mehr mit einem anderen Mann zusammen. Raphaël Rausis und Thomas Geiser liessen sich am 5. Januar 2007 verpartnern. «Das war der erste Termin, der im Tessin möglich war.» Gefeiert wurde mit 70 Gästen. Geiser erinnert sich, wie ihm die Zivilstandsbeamtin ihre Nervosität beichtete. Es sei ihr erstes Mal mit zwei Männern, worauf er erwiderte: «Für mich ist es auch das erste Mal.» Der Trauzeuge des Professors war übrigens sein früherer Chef vom Bundesgericht. 

Obwohl sich Professor Pink sein ganzes Leben lang für die «Ehe für alle» eingesetzt hat, ist er mit seinem Partner Raphaël Rausis nicht verheiratet. Die Unterschiede sind für Geiser zu klein, dass man eine Veränderung im Alltag spüren würde. «Letzten Endes ist es nur ein administrativer Aufwand.» Sei doch das Prinzip bei beiden Formen gleichwertig. Die Problemlösung, nämlich die rechtliche Anerkennung, sei mit dem Partnerschaftsgesetz damals bereits erreicht worden.

«Meine Legasthenie gab mir eine Hemmungslosigkeit»

Der Schutz von Minoritäten und die Sichtbarkeit von queeren Menschen waren Thomas Geiser schon immer sehr wichtig. «Das hängt neben meiner eigenen Homosexualität möglicherweise auch mit meiner
Legasthenie zusammen», sagt er auf die Frage, was der Grund für seinen queeren Einsatz gewesen sei. Heute ist Professor Geiser nach wie vor nicht fähig, einen Text fehlerfrei zu schreiben, wie er unumwunden zugibt.

Erst ab seinem Doktortitel sei die Legasthenie (vor allem für die anderen Leute) kein Problem mehr gewesen. «Ab dann hat sich niemand mehr etwas zu sagen getraut», sagt er lachend.  

Im Bundesamt für Justiz verlangte seine Chefin einmal, dass er eine Rede für Bundesrat Furgler schreiben solle. Das habe er dann auch getan. «Ich habe einfach mal losgeschrieben», erinnert sich der Basler. Offenbar kam die Rede gut an. «Irgendwie konnte ich von einer gewissen Hemmungslosigkeit profitieren.» Dann sagt Professor Geiser, dass er ohne Legasthenie wahrscheinlich nie so weit gekommen wäre.

«Es gibt viele Menschen, die dank ihrer sprachlichen Qualität überzeugen.» Ein Text könne aber gefährlich sein, wenn er nicht vom Inhalt, sondern nur von der Form herkomme, bringt es der Rechtsgelehrte auf den Punkt.

Offenheit als Schutz vor Diskriminierung

In seiner Karriere war Thomas Geiser auch Gerichtsschreiber am Bundesgericht in Lausanne und später amtete er am höchsten Schweizer Gericht während über 20 Jahren als nebenamtlicher Richter. DISPLAY möchte wissen, ob er als Gay während seiner beruflichen Laufbahn je Schwierigkeiten erleben musste? Im Bundesamt für Justiz sei seine Homosexualität nie ein Problem gewesen. «Meiner Vorgesetzten musste ich sogar einmal sagen: ‘Hören Sie, ich bin schwul!’», denn seine Chefin wollte ihn partout mit irgendwelchen Mitarbeiterinnen verkuppeln, wie Geiser schmunzelnd erzählt. Nach dem Berner Bundesamt ist der Jurist ans Bundesgericht gewechselt, wo er auch offen schwul war. «Ich habe gemerkt, dass Offenheit der beste Schutz vor Diskriminierung ist.» 

In den Eighties ist Thomas Geiser im «Zischtigsclub» des Schweizer Fernsehens  zum Thema Homosexualität aufgetreten. In der Sendung wurde er danach gefragt, wo er denn arbeite. Er sagte wahrheitsgemäss: «am Bundesgericht». Am nächsten Tag lud ihn sein Chef zum Mittagessen ein. Sein Vorgesetzter hatte kein Problem damit, obwohl er «sehr heti» gewesen sei. Bis zu seinem Tod entwickelte sich zwischen den beiden Männern eine schöne Freundschaft. Und wie wir schon wissen, wurde sein Ex-Boss viele Jahre später auch sein Trauzeuge.

Nach seinem Fernseh-Auftritt sagten die Kolleginnen und Kollegen in der morgendlichen Kaffeerunde am Bundesgericht noch nichts. Erst am Nachmittag hätten ihm die gleichen Mitarbeiter:innen dann zur TV-Appearance gratuliert. «Offenbar haben sie erst beim Mittagessen darüber gesprochen.» 

Ein Bundesrichter sagte dort, es sei schade gewesen, dass Geiser in der Sendung den Arbeitsplatz genannt habe. «Wissen Sie, am Bundesgericht erfährt man immer alles», sagt Geiser zum Interviewenden. Daraufhin habe Professor Pink dann die Kolleg:innen gefragt, ob dieser Richter vielleicht ein Problem mit Schwulen habe. «Und ich bin überzeugt, dass dieser Richter das dann auch vernommen hat.»  

«Bachnass» beim Outing

Thomas Geiser kann sich aber auch an Situationen erinnern, die zumindest am Anfang noch schwieriger waren. Habilitiert hat er in Basel. Im Dozentenzimmer habe ihn eine Professorin unvermittelt gefragt, ob er Familie habe. «Ich habe ihr gesagt, dass ich mit einem Mann zusammenlebe und war ‘bachnass’ dabei.» Die ganze Aufregung war umsonst. Ein paar Jahre später fand er nämlich heraus, dass die Professorin mit einer Frau zusammenlebte.

Als in Fribourg Anfang der 90er Jahre einmal eine Professorenstelle frei wurde, rief ihn jemand mit grossem Einfluss im Kanton an und sagte ihm, dass es keine gute Idee sei, wenn er sich auf die vakante Stelle melden würde. Geiser überlegte kurz, was er nach diesem Telefonat machen sollte und kam dann auf die Idee, das konservativste Mitglied der Fakultät über diesen Vorfall zu informieren. «Dieses Mitglied war völlig entsetzt und sagte mir, dass so etwas gar nicht gehe.» Aber gleichzeitig wurde Geiser beschieden, dass man schon einen Kandidaten in der engeren Auswahl habe…

Auch als er sich einige Jahre später in St. Gallen bewarb, habe er vernommen, dass es sich für einen Professor gar nicht zieme, schwul zu sein. «Heute ist das anders.» Das habe sich mittlerweile vollkommen verändert. Schon als er an der HSG dann Prorektor wurde, beschied ihm der Rektor auf eine entsprechende Frage, dass er es sich wohl überlegt habe, ob das mit seinem Privatleben wirklich funktioniere. Der Rektor kam dann zum Schluss, dass er es gut fände, wie Geiser das mache. «Er hat sich seine Entscheidung offenbar gut überlegt und wollte schon damals Diversity an der Uni.» In seiner ganzen Karriere traf der Rechtsprofessor immer wieder Menschen, die ihm Steine aus dem Weg geräumt haben. 

Wie anfangs erwähnt, macht Professor Pink noch heute viel. Beispielsweise organisiert er Weiterbildungen für HR-Verantwortliche und Jurist:innen. Immer wieder erstellt er Gutachten im Bereich Arbeits- oder Familienrecht und veröffentlicht Publikationen in diesen Themenbereichen. Zudem ist er in drei Verwaltungsräten. So bei Aldi Suisse, Filmcoopi und Pala-Cinema. Viele kennen ihn auch noch von seiner Zeit an den Solothurner Filmtagen. Dort hat Professor Geiser sein Gerichtspraktikum gemacht und war anschliessend während fast 40 Jahren bis 2022 in der Geschäftsleitung, im Vorstand und am Schluss auch als Präsident der Filmtage tätig.

Der Geschlechterabschaffer

Schon in der «NZZ» hat Thomas Geiser vor ein paar Jahren geschrieben, dass man hierzulande nun endlich einmal das amtliche Geschlecht abschaffen solle. Dann wurde er Anfang Oktober 2024 von der «SonntagsZeitung» interviewt, wo er noch einmal klar machte, dass zwischen Mann und Frau zu unterscheiden der Bundesverfassung widerspreche. Es sei nicht angebracht, dass der Staat Menschen in Mann, Frau oder nonbinär unterteile. «Ich dachte, dass die Zivilstandsbeamt:innen deshalb an die Decke springen würden», sagt er. Aber das Gegenteil passierte, Geiser wurde von ihnen zu Gesprächen eingeladen. 

«Für mich ist es eine ganz simple Frage; weshalb braucht es im Pass eine Geschlechtsangabe?» Eine solche Unterscheidung sei völlig überflüssig. Das amtliche Geschlecht bestimmt bei uns die Hebamme. Weshalb der Jurist gerne vom «Hebammengeschlecht» spricht, auch wenn es mittlerweile DNA-Tests gibt, die das Geschlecht während der Schwangerschaft enthüllen.

    Dank des Triumphs am ESC hat Nemo das Thema wieder hochgespült. «Auch wenn es Menschen gibt, die sich nicht-binär fühlen, kommt jetzt der Bundesrat um die Ecke und bestimmt, dass es nur zwei Geschlechter geben soll», sagt Geiser kopfschüttelnd. «Ich muss nicht in den Pass schauen am Morgen um zu wissen, ob ich ein Mann bin.» Das amtliche Geschlecht sei ein Unsinn.

Dass der Bundesrat an der binären Welt festhalten möchte, kann der Professor nicht verstehen. «Das ist auch medizinisch falsch.» Es gibt Menschen, die genetisch nicht-binär sind, die also mit XXY-Chromosomen geboren werden. «Was schreibt man bei diesen Menschen in den Pass?», fragt sich der Intellektuelle. Früher habe man solche Menschen noch operiert, um ein Geschlecht klarzustellen. «Inzwischen hat man aber erkannt, dass dies Kindesmisshandlung ist, weshalb man es heute zum Glück nicht mehr praktiziert.»

Schutz der schwangeren Frau streichen

Der Umstand, dass es biologisch nicht-binäre Menschen gibt, habe jetzt Auswirkungen auf die ganze Gender-Diskussion. «Das halte ich für sehr positiv!» Geiser glaubt nicht, dass es eine Verfassungsänderung braucht, um rechtlich die Geschlechter abzuschaffen. Nur bei der Hinterlassenen-Rente und beim Militär gebe es noch einen rechtlichen Unterschied. «Den Schutz der schwangeren Frau kann man streichen, denn auch wenn ein Mann schwanger ist, muss man ihn schützen», gibt er zu Protokoll. Wenn einmal eine Person mit «M» im Pass schwanger werden würde, käme auch niemandem in den Sinn, diese Person beispielsweise im Arbeitsrecht nicht zu schützen.

Der Rechtsprofessor wartet darauf, bis ein Mann einmal auf die Idee kommt, wegen der Schweizer
Militärpflicht an den Europäischen Gerichtshof zu gelangen. «Er könnte dort geltend machen, dass er als Dienstuntauglicher diskriminiert werde, weil er als Mann Militärpflichtersatz zu leisten habe, Frauen aber nicht», fasst er diesen spannenden Case zusammen. 

Der Herr der Fliegen

Das Markenzeichen von Thomas Geiser ist seine ausgedehnte Fliegensammlung. Inzwischen sind es 360 bis 400 Stück der speziellen Halsbinder. «Ich habe sie nicht mehr gezählt.» Und so ist es zu seinem Fliegenfetisch gekommen: An der Uni in Basel hatte Thomas Geiser einen Professor, den er sehr verehrte. «Professor Frank Vischer trug immer Fliegen, und wenn ich eine Besprechung mit ihm hatte, trug ich auch eine.» 

Im Gegensatz zu Geiser hatte sein Professor nur blaue Fliegen mit weissen «Tüpfli». Vischer war zum Nachstudium eine Zeit lang in London und ging dort einmal mit Winston Churchill zum Nachtessen. Dieser trug beim Dinner dann eine Fliege und beschied Vischer, dass es etwas super Praktisches sei. Es passe zu jedem Hemd und würde eine persönliche Note geben. Und so wie es Vischer Churchill nachmachte, trug Geiser danach auch immer Fliegen. «Es muss bei mir aber jeden Tag eine andere sein und zwar eine zum Binden», was dann eben ein gewisses Niveau gebe, wie Thomas Geiser betont.

Titanic konnte Beziehungskatastrophe nicht verhindern

Und wenn wir schon in der Vergangenheit kramen, schaut Prof. em. Dr. Dr. h.c. Thomas Geiser für das DISPLAY noch weiter zurück. Seine Urgrosseltern waren auf der Titanic und gehörten dank Tickets der ersten Klasse zu den etwa 700 Überlebenden des damals grössten Schiffes. «Ich kannte die Geschichte also schon vor Leonardo DiCaprio», lacht er. 

Die jüngste Schwester von Geisers Grossvater sollte 1912 in den USA verheiratet werden. «Es handelte sich im Prinzip um eine Zwangsheirat», führt er die Story sehr offen aus. Es sei damals darum gegangen, zwei Seidenfabriken zusammenzubringen. «Dann haben sie ihr die Luxusreise quasi als Versüssung des Problems geschenkt.» 

Aber nicht einmal die Katastrophe konnte die Katastrophe der Heirat verhindern: Die Schwester seines Grossvaters hat den Untergang der Titanic überlebt, musste den Mann heiraten und «auch die Ehe war offenbar eine Katastrophe.» 

Bei Leonardo DiCaprio habe das Schiffsunglück die Liebe zerstört, in seiner Familie hingegen vermochte die Katastrophe nicht einmal den darauffolgenden Horror zu stoppen, fasst Professor Pink diesen Teil seiner Familienchronik zusammen.