Von Regenwurmsex, transgender Schimpansen und schwulen Schwänen.
Queere Tiere heisst ein Musiktheater, das die Vielfalt im Tierreich sowie die Themen Sexualität und Transformation aufgreift. Daniel Hellmann alias Soya the Cow und Coco Schwarz alias Piano Prince erzählen von queeren Tieren, Mythen und Wahrheiten in einer Mischung aus Drag-Show und Erzähltheater. DISPLAY hat mit Daniel Hellmann über das Stück gesprochen.
Herzige schwule Pinguine sind vielen bekannt, lesbische Schafe und Albatrosse, zweigeschlechtliche Schnecken und trans Clownfische eher weniger. Das Tierreich ist genauso queer, wenn nicht queerer als die Menschenwelt. Ist es sinnvoll, Mensch und Tier binär zu trennen? «Nein», sagt Daniel Hellmann, «wichtig wäre, dass der Mensch begreift, dass er nicht das Zentrum der Welt ist.»
Der Mensch ist nicht König
Daniel Hellmann aka Soya the Cow setzt sich seit mehreren Jahren im Bereich des Anti-Speziesismus ein. Speziesismus nennt man die Anschauung, dass der Mensch allen anderen Arten überlegen und daher berechtigt sei, andere Spezies nach seinem Gutdünken zu behandeln. «Tiere, die für die Nahrungsmittelindustrie gezüchtet werden, erleben massive Gewalt. Ihre Grundbedürfnisse werden ignoriert, auch in der Schweiz. Eine Mehrzahl der Hühner und Schweine in der Schweiz sehen während ihrer Lebenszeit niemals das Tageslicht. Es kann hart sein, sich mit diesen Themen über längere Zeit auseinanderzusetzen. Man muss schauen, dass man dabei seine Lebensfreude behält und nicht depressiv wird.»
Soya verwischt nicht nur Grenzen zwischen Tier und Mensch, sondern auch zwischen männlich und weiblich und schafft den Spagat zwischen dem ernsthaften Wunsch, die Welt zu verändern, und einer humorvollen Leichtigkeit.
Bitch, I’m a cow
Soya the Cow ist unermüdlich in ihrem Kampf, die Welt zu einer besseren zu machen. «Leider scheitert sie auch immer wieder daran, sie ist eine Mischung aus Clown und Heldin.» Soya setzt sich aber für alle unterdrückten Identitäten ein. Sie ist auch eine feministische Kuh, die ihre Stimme erhebt und fordert, dass Frauen die gleichen Rechte, Möglichkeiten und Freiheiten haben.
Im Musiktheater «Queere Tiere» geht es ebenfalls um die Beziehung Mensch und Tier, und zwar auf eine lebensfreudige, farbige Art und Weise. Es geht darin um gleichgeschlechtliche Sexualität bei Hyänen, Fledermäusen, aber auch um trans Tiere, um Beziehungsformen. «Das Stück soll anregend sein, lustig, unterhaltsam und zum Nachdenken einladen».
«Giraffen sind sehr gay. 93% der Sexualkontakte sind gleichgeschlechtlich. Wenn es Nachwuchs braucht, dann haben sie mal heterosexuellen Sex»
Daniel und Coco haben sich während ihres Studiums klassischer Musik kennengelernt und immer wieder gemeinsame Projekte realisiert. Die Kunstfigur von Coco Schwarz heisst Piano Prince. Eine nicht-binäre Figur, die leidenschaftlich Klavier spielt.
«In dem Stück geht es oft um Sex. Je mehr ich lese und lerne, desto besser verstehe ich, wie viel Sex uns umgibt und wie viel Sex Tiere haben. Und häufig geht es nicht um Fortpflanzung, es geht um Lust und Lebendigkeit. Es gibt eine Tintenfisch-Art, die einen Penisarm hat und diesen stecken sie in die Mantelhöhle von Männchen und Weibchen. Bei den Weibchen deponieren sie ein Samenpaket, bei den Männchen stecken sie ihn einfach so rein.»
Queere Tiere on tour
Queere Tiere vereint Elemente aus Drag-Show, Liederabend und musikalischem Erzähltheater. Die beiden Künstler*innen treten in ihren Kunstfiguren Soya the Cow und Piano Prince auf und beleuchten die Vielfalt von Sexualitäten sowie Lebens- und Liebesformen im Tierreich. Dabei verweben sie Geschichten realer queerer Tiere mit Fabelwesen aus Mythen und Märchen. Das zentrale Thema der Transformation zieht sich dabei sowohl musikalisch als auch inhaltlich durch das gesamte Programm.
14.11.2024 – 28.11.2024 Drei Vorstellungen im sogar theater Zürich.
06.12.2024 – 07.12.2024 Theater im Kornhaus, Baden
▶ Infos: daniel-hellmann.com soyathecow.com